Der 14-jährige Schüler Liam Stark vom Boxverein Uppercut Gießen hat am vergangenen Wochenende den Titel als Deutscher Meister im Boxen der unter 15-Jährigen gewonnen. Die Meisterschaften wurden vom 8. bis 11. Mai in Lindow (Brandenburg) ausgetragen, über 160 Meldungen aus fast allen Landesverbänden lagen vor.
Mit seinem Sieg setzt der in der Gewichtsklasse bis 44 kg kämpfende Liam seine eigene Erfolgswelle fort: Bereits letztes Jahr stand er bei der Deutschen Meisterschaft ganz oben auf dem Siegertreppchen und wurde obendrein noch als bester Kämpfer des Turniers ausgezeichnet. Der Erfolgsdruck, den Titel zu verteidigen, lastete dementsprechend natürlich hoch auf dem jungen Boxer. Zudem lief die Vorbereitung nicht optimal: wegen Krankheit konnte der Gießener sein gewohnt hohes Trainingspensum nicht halten und musste zusätzlich eine Kampfpause von etwa drei Monaten verkraften. Dies war Liam zwar im Verlauf des Turniers auch etwas anzumerken, dennoch konnte er in allen drei Kämpfen beweisen, dass ihm in seiner Klasse derzeit kein Gegner das Wasser reichen kann.
Im ersten Kampf des Turniers traf Liam auf Luca Köhler aus Thüringen. Trainer Eugen Mamberger hatte seinen Schüler zuvor instruiert, den mit acht Kämpfen wesentlich unerfahreneren Thüringer unter Druck zu setzen. Damit sollte der Kampf möglichst früh entschieden werden. Köhler hingegen erwies sich jedoch als sehr cleverer und sicherer Boxer mit guter Deckung. Ein vorzeitiges Ende des Kampfes gelang dem Gießener Schüler daher nicht. Der Erfahrungsunterschied war dennoch deutlich – dieser Sieg ging klar nach Hessen.
Der Gegner des Halbfinales, der Berliner Achmed Ghadaborschew, stellte für Liam eine wesentlich größere Herausforderung dar: Ghadaborschew, klein aber stabil, suchte immer wieder den Innenfight. Liam konnte seinen Gegner nicht wie geplant auf Distanz halten, Trainer Mamberger änderte daher die Taktik. Mit langen Haken sollte der Gießener den Berliner im Zaum halten. Die erste Runde musste Liam unverdient verloren geben, in der zweiten Runde profitierte der Berliner jedoch nicht länger von seinem Heimvorteil. Liam drehte auf, bis Ghadaborschew fast aufgeben musste. Erst in der dritten Runde, die ähnlich wie die erste verlief, wurde der Kampf wieder ruhiger. Liam entschied auch diesen Kampf für sich und ebnete sich damit seinen Weg in das Finale.
Liams Finalgegner, Raschid Sangsari aus Nordrhein-Westfalen, gewann bereits im Viertelfinale umstritten gegen den Hessen Noah Keller. Auch wenn die Entscheidung knapp war, zeigte sich Sangsari gegenüber den harten und schnellen Schläge des Kasselers wenig stabil. Dementsprechend überrascht war Liam jedoch, dass sich Sangsari gegen ihn als wesentlich stabiler erwies als noch zwei Kämpfe zuvor. Der austrainierte Sangsari kam von Anfang an selbstbewusst auf Liam zu und versuchte mit allen Mitteln den Titel für sich zu gewinnen. Liam konnte die gegnerischen Schläge aber häufig mit Rechts abfangen und traf zielsicher. Ein paarmal gelang es ihm auch Sangsari ins Leere laufen zu lassen. In der zweiten Runde kam Liam jedoch nicht wie gewohnt in den Kampf hinein – trotzdem zeigte er sich als der bessere Kämpfer, sodass auch diese Runde verdient an ihn ging. In der dritten Runde wurde aus dem Kampf dann eine wahre Schlacht: Beiden Boxern war anzumerken, wie sehr sie den Titel wollten. Sangsari konnte den Kampf aber nicht mehr drehen. Liam hatte klarere und härtere Treffer und zeigte sich insgesamt stabiler als sein Gegner, der gegen Ende immer wieder ausrutschte und schwankte. Der Titel war dem Gießener somit nicht mehr zu nehmen. Liam konnte damit selbst unter den schwierigen Bedingungen der holprigen Vorbereitung beweisen, dass er nicht zu schlagen ist.
Insgesamt konnten auch drei weitere Hessen von sich überzeugen. Drei Goldmedaillen sowie einmal Bronze konnte die hessische Auswahl mit nach Hause nehmen. Neben Liam holten der Wiesbadener Noureddin Chaoui sowie die Limburgerin Mei-Li Folk den Titel, Iwan Jakovlev holte Bronze.