Der Gießener Boxverein Uppercut brachte am Samstag die Wiesecker Sporthalle „Am Ried“ zum Beben: Der Verein richtete den vierten Kampftag der 2. Box-Bundesliga aus. Nach der gelungenen Veranstaltung im Rahmen der Hessenmeisterschaften im olympischen Boxen im Oktober letzten Jahres war dies bereits die zweite hochkarätige Veranstaltung, die das Uppercut innerhalb kurzer Zeit in die Wiesecker Sporthalle holte. An die 300 Zuschauerinnen und Zuschauer waren der Einladung gefolgt und erlebten sehenswerte Kämpfe zwischen den Bundesligisten des Boxteams Hessen und den Fishtown Fighters des Weser Boxring Bremerhaven.
Schon das Vorprogramm ließ sich sehen: Bevor die Profis an den Start gingen, stimmten drei der erfolgreichsten Uppercut-Kämpfer des letzten Jahres das Publikum mit Schaukämpfen auf das Hauptprogramm ein. Lautstark angefeuert durch das Publikum und ihr Team zeigten Liam Stark, amtierender Deutscher Meister der Altersklasse U15 sowie seine Teamkollegen Nikita Brenkmann und Daniel Horig, beide Hessenmeister 2018, ihr Können. Stark und Horig konnten direkt die ersten Siege einstreichen, Nikita Brenkmann legte ebenfalls einen sehr guten Kampf hin. Auch wenn er den Kampf verloren geben musste, hätte er mindestens ein Unentschieden verdient.
Die Hauptkämpfe hatten es ebenso in sich. Das Boxteam Hessen formiert sich aus Kämpfern der TG 75 Darmstadt sowie des Gießener Vereins. Krankheitsbedingt hatten die Hessen beim dritten Kampftag im vergangenen Dezember gegen die norddeutschen Gegner leider das Nachsehen und brannten nun auf eine Revanche. Die Fishtown Fighters stellen derzeit mit Kämpfern aus verschiedenen Bundesländern und sogar aus Holland die stärkste Truppe der 2. Liga. Das Boxteam Hessen, das allein auf den eigenen Nachwuchs setzt, ließ sich von der gegnerischen Stärke jedoch nicht einschüchtern.
Nach den ersten drei Kämpfen lagen die Hessen zwar knapp im Rückstand, kämpften aber weitestgehend auf Augenhöhe und mussten sich vor ihren Gegnern nicht verstecken. Einzig der Marburger Jeffrey Dwohmoh (57 kg), der in der zweiten Runde nach RSC gestoppt wurde, hatte Pech. Ihm gebührt dennoch ein großer Respekt, wusste er doch erst einen Tag zuvor, dass er für einen Teamkollegen einspringen sollte.
Nach der Pause, in der zwei Pole-Dancerinnen der TSG Blau-Gold Gießen ihr Können zeigten, kamen nun die drei Gießener Lokalmatadoren an die Reihe, was die Stimmung im Publikum nur noch weiter anheizte.
Zunächst stieg Artur Mamberger (69 kg) in den Ring. Nach einigen umstrittenen Niederlagen in den letzten Wochen war es für ihn besonders wichtig, seine Stärken vor dem heimischen Publikum zu beweisen. Und das gelang ihm auch. In der ersten und zweiten Runde war Artur dem ebenfalls sehr starken Yusuf Atmis überlegen, hatte die klareren Treffer und zeigte sich konditionell von seiner besten Seite. Selbst in der dritten Runde konnte Artur seinen Gegner in Schach halten, obwohl Atmis hier noch einmal richtig aufdrehte. Was dann passierte, war an Dramatik jedoch kaum zu überbieten: Atmis wurde fälschlicherweise zum Sieger erklärt, das Kampfgericht bemerkte den Fehler erst, als Artur bereits den Weg in die Kabine angetreten hatte. Die Entscheidung fiel klar aus: Artur Mamberger wurde zum Sieger mit 3:0 nach Punkten gekürt und sorgte damit für den absoluten Höhepunkt des Abends.
Seine Gießener Teamkollegen Daniel Büyükbalik (75 kg) und Michael Wagner (81 kg) hatten dann leider das Nachsehen gegen ihre starken Gegner. Büyükbalik traf auf Vladislav Eitlin – beide boxten auf einem ähnlich hohen Niveau, Daniel an einigen Stellen sogar mit leichten Vorteilen. Hitlin kämpfte jedoch etwas konzentrierter, was im Nachhinein ausschlaggebend für das Urteil war. Trainer Eugen Mamberger war jedoch trotzdem zufrieden mit den Leistungen seines Schützlings. Trotz der Doppelbelastung von Leistungssport und Studium hat Daniel bewiesen, dass er in der 2. Liga mithalten kann.
Michael Wagner kassierte im folgenden Kampf in der ersten Runde von seinem Gegner Oronzo Birardi leider einen Schlag, der ihn zu Fall brachte. Der Kampf wurde daraufhin abgebrochen – für Wagner eine bittere Erfahrung, hätte er gern gezeigt, dass er technisch auch mit diesem starken Gegner mithalten kann.
Im Schlusskampf der insgesamt sieben Hauptkämpfe konnte das Boxteam Hessen dann noch einmal Akzente setzen. Youssef Lazar (81+ kg) gewann gegen den holländischen Meister Stanley Koemans – mit diesem abschließenden Sieg mussten sich die hessischen Boxer nur denkbar knapp mit 10:11 Punkten den norddeutschen Gegnern geschlagen geben.
Das knappe Endergebnis kann sich sehen lassen und zeigt, dass der hessische Weg, den eigenen Boxnachwuchs konsequent zu fördern, der richtige ist. Ob das Boxteam Hessen auch in der nächsten Saison an den Start gehen kann, ist noch unklar. Sportdirektor Björn Geier betont, dass der erhebliche finanzielle Einsatz nicht zu unterschätzen sei und dass weitere Sponsoren gesucht würden. Dank gebühre auch dem ehrenamtlich arbeitenden Team, dass dazu beigetragen hat, dass die Veranstaltung ein voller Erfolg war. Dem begeisterten Gießener Publikum wäre eine Fortsetzung der Liga zu wünschen.
Ergebnisse im Überblick
Vorkämpfe:
Ligakämpfe: